Andreas von Arx
Der Rothrister Feuerwehr Kommandant im Interview
Res Kaderli hielt im Museum Zofingen einen Vortrag über die Geschichte der Ortsbürgergemeinde Zofingen.
Bild: Gemma Chillà
Anlässlich des Nationalen Tages der Ortsbürgergemeinden lud die Ortsbürgergemeinde Zofingen am 14. September Interessierte dazu ein, sich darüber zu informieren und veranstaltete dafür verschiedene Anlässe. Unter anderem konnte man im Zofinger Museum bei einem Vortrag in die Geschichte der Ortsbürgergemeinde eintauchen.
Zofingen Der Nationale Tag der Ortsbürgergemeinden fand heuer zum ersten Mal statt. Lanciert wurde er vom Schweizerischen Verband der Bürgergemeinden und Korporationen. Die Ortsbürgergemeinde Zofingen mit ihren 1200 Ortsbürgerinnen- und Bürgern lud die Bevölkerung daher ins Museum und den Pulverturm ein, um aufzuzeigen, was alles zu ihren Tätigkeiten und Engagements gehört.
Der Vortrag am 14. September war gut besucht: Da mehr Interessierte als erwartet anströmten, mussten noch einige zusätzliche Stühle aufgestellt werden. Das sei natürlich erfreulich, meinten Referent Res Kaderli sowie Museumsleiterin Heidi Pechlaner Gut. Res Kaderli kennt Zofingen gut. Er ist Stadtführer und hier aufgewachsen. Bei seinem Vortrag wollte er vor allem folgende Fragen beantworten: «Wieso besitzt die Ortsbürgergemeinde so viel Wald und Land?» und «Wann sind die Ortsbürgergemeinde sowie Einwohnergemeinde überhaupt entstanden?» Aber um zu verstehen, wie das Ganze überhaupt zustande gekommen ist, soll es ein wenig Geschichtsunterricht geben, wie Kaderli ansagte.
Das genaue Geburtsjahr Zofingens lässt sich laut Kaderli nicht genau belegen. Aus dem Jahr 1201 hat man zwar das erste schriftliche Zeugnis, welches belegt, dass die Stadt Zofingen existiert. Umliegende Gemeinden wie Brittnau werden aber teils schon 200 Jahre vorher urkundlich erwähnt. «Es ist unmöglich, dass Brittnau existiert hat, Zofingen aber noch nicht», so der Stadtführer.
Klar ist aber, dass das Gebiet auf dem sich die Stadt heute befindet, schon zu Zeiten der Römer besiedelt war, was sich ganz einfach nachweisen lässt. Und zwar durch Mosaikböden, die zu einem Gutshof aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. gehörten. Diese kann man heute noch am Hirschparkweg besichtigen.
Im 11. Jahrhundert lag Zofingen unter der Herrschaft der Grafen von Frohburg, welche dort auch einen Chorherrenstift – eine katholische Institution – gründeten. Diese lebte vom Zehnten, der ihr von Bauern, die auf ihrem Land arbeiteten, abgegeben wurde. Im Laufe des 13. Jahrhunderts verschuldeten sich die Frohburger aber immer wie mehr und schliesslich herrschten ab 1299 die Habsburger über Zofingen.
Noch 12 Jahre vorher erhielt die Stadt ein eigenes Siegel. Damit konnte sie eigenständig Dokumente siegeln und unterschreiben und musste nicht vorgängig mit den Frohburgern Rücksprache halten. «Das war also der Beginn, der Eigenständigkeit der Bürgergemeinde. Wann genau diese entstanden ist, kann man nicht genau sagen, da sie mit der Gründung der Stadt Zofingen zusammenhängt», erklärt Kaderli.
Bald einmal eroberten aber die Berner den Aargau. Den Habsburgern, die sich später in Österreich zu einem der grössten europäischen Adelsgeschlechter entwickeln sollten, wurde somit ihr Stammland weggenommen. Die Berner führten rund hundert Jahre später die Reformation durch. So ging all der Besitz des Chorherrenstifts an die Stadt Zofingen.
Zu den Besitztümern der Ortsbürgergemeinde Zofingen gehören 14,5 Quadratkilometer Wald, die sich über mehrere Gemeinden im Aargau sowie im Kanton Luzern verbreiten. Auf dem Gemeindegebiet von Zofingen besitzt sie 46 % der Waldfläche. Die Grenzen dafür wurden 1552 mit den Gemeinden Roggwil und St. Urban abgesprochen und sind bis heute fast gleich geblieben.
Doch wie kam es dazu, dass die Ortsbürgergemeinde Zofingen so viel Wald besitzt? Dafür mitverantwortlich ist Napoleon. Als er nach der Gründung der Helvetischen Republik seine Soldaten zurückzog, entflammte im neuen Staat der sogenannte «Stecklikrieg». Es kam zu föderalistischen Aufständen. Daraufhin veranlasste Napoleon eine Mediationsakte, wodurch alle Gemeinden selbstständig wurden – auch rund um Zofingen. Diese wurden eingegrenzt und das gerodete Land wurde ihnen zugesprochen. Der Wald blieb jedoch Zofinger Eigentum. Zu dem Zeitpunkt sei dann auch die Ortsbürgergemeinde entstanden, erzählt Kaderli und ergänzt: «Aber die ist aus einer schon bestehenden Gemeinde entstanden, also der Bürgergemeinde, die bereits existierte.» Zudem sei zu dieser Zeit auch die Einwohnergemeinde etabliert worden.
Der Ortsbürgergemeinde gehören auch die «Reuten» auf dem Heitern, wo sich der Obstsortengarten mit rund 800 Obstbäumen, die 400, teils sehr seltene, Obstsorten aufweisen, befindet. Entstanden ist er 1714 durch die Abholzung des Waldes, welcher bis vor die Stadtmauern Zofingens grenzte. Man wollte damit vermeiden, dass sich Spione im Wald aufhalten und so unbemerkt bis vor die Stadtmauern dringen konnten. Der Wald gehörte damals noch den Bernern, die den Zofingern, unter der Bedingung, dass die gerodete Fläche der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird, ihre Zustimmung zum Abholzen gaben. Als durch die Rodung immer mehr Licht in die Stadt flutete, sollen die Zofinger gesagt haben: «Es wird immer wie heiterer!» Und so erhielt das abgeholzte Gebiet seinen Namen: Heitern.
Der heutige Heiternplatz samt Brunnen ist ebenfalls Ortsbürger-Eigentum. Sowie auch der Hirschpark, der Pulverturm, Ausstellungsstücke im Museum, das Zunfthaus und die Waldhütte Munihubel.
Von Gemma Chillà
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