Jasmin Schmid
Farbklänge, Klangfarben: Die stimmgewaltige Sängerin tritt mit der MG Rohr auf
Eine Führung durch die malerische Altstadt gewährt spannende Einblicke in die Geschichte von Aarau. So erfährt man unter anderem von der grossen Bedeutung des Stadtbachs, vom Bachfischet und warum ein Brunnenfest gefeiert wird.
Aarau Mit Stadtführer Simon Piringer, Masterstudent in Geschichte an der Uni Zürich, ging es letzten Samstagnachmittag auf eine spannende Führung durch die Aarauer Altstadt. Als Vergleich von früher zu heute diente dem Stadtführer ein historisches Bild von Aarau um 1612, welches aufzeigt, dass sich die Altstadt in der groben Struktur nicht verändert hat. Ein Kernthema der Führung war der Aarauer Stadtbach.
Aarau wurde 1248 auf einem Felskopf aus Kalkstein gegründet. Zwar vor dem Hochwasser der Aare geschützt, liessen sich aber durch den harten Felsen keine Brunnen bauen. Um die Stadt mit Wasser zu versorgen, erwarb Aarau eine kleine Quelle in der Nähe von Suhr und legte einen Bach nach Aarau an. Dieser teilt sich in der Stadt in drei Arme, welche durch die Rathausgasse/Zollrain, die Pelzgasse/Metzergasse sowie durch das Färbergässli/Mühlegässli führen. Bei der ehemaligen Hammermühle vereinigt sich der Stadtbach wieder und fliesst in die Aare. Ein kleiner Seitenarm verlief durch die Vordere Vorstadt und floss über den ehemaligen Stadtgraben nach Westen ab.
Das Wasser vom Stadtbach diente nicht nur als Trinkwasser und für den Haushalt, es trieb auch Wasserräder für Kornmühlen und Schmiedehämmer an. Später gewann das Wasser in der aufkommenden Industrialisierung auch an Bedeutung für die Chemie- und Textilindustrie. Die kleine Quelle von damals ist schon lange versiegt. Der Aarauer Stadtbach ist heute ein kleiner Teil der Suhre.
Vor der Einführung der Feuerwehr gab es eine Allgemeine Löschpflicht für alle Einwohner der Stadt. Jede Person hatte einen eigenen, meistens ledernen Löschkübel, der am Türeingang griffbereit aufgehängt war. Bei einem Feueralarm mussten die Leute antreten, eine Menschenkette zum Stadtbach bilden und versuchen, so den Brand zu löschen. So waren in Aarau als zusätzliche Sicherheit bei Bränden auch die so genannten Ehgräben zwischen fast jedem zweiten Haus vorgeschrieben – quasi eine Gasse, um übergreifendes Feuer zu verhindern und auch den Zugang zum Löschen zu gewährleisten.
Der Bachfischet in Aarau ist einer der ältesten Schweizer Bräuche und wird seit dem Anlegen des Bachs einmal im Jahr gefeiert. Zur Reinigung des Bachs wurde dieser früher stillgelegt und es war nur am Vortag überhaupt erlaubt, zu fischen. Heutzutage wird der Zufluss des Stadtbachs zur Reinigung nur noch stark reduziert. Wenn das Wasser wieder voll fliesst, wird der Bachfischet jeweils im September mit einem Kinderumzug gefeiert. Die Kinder begleiten den Bach singend und mit selbst gebastelten Lampions durch die Stadt und entlassen ihn unten bei der Aare wieder.
Da das Stadtbachwasser sehr verunreinigt war, gab es immer wieder Krankheitsausbrüche und Cholera war eines der grössten Probleme. 1854 war der letzte grosse Choleraausbruch. Aarau wurde dann von der Bundesregierung unter Druck gesetzt, für sauberes Trinkwasser zu sorgen. 1857 entstand der Gönhardstollen und mittels für die damalige Zeit modernen Leitungen wurde die Wasserversorgung über Brunnen sichergestellt. Um die Sauberkeit des Wassers zu feiern, haben die Bewohner die Aarauer Brunnen mit Blumen liebevoll und festlich geschmückt.
Dieser Brauch ging eine Zeit lang verloren, bevor man anfing, diesen zusammen mit dem Maienzug zu feiern, wie es nun jedes Jahr am ersten Freitag im Juli der Fall ist.
Auf der gut 90-minütigen Führung erzählte Simon Piringer unter anderem auch vom alten Stadtgraben, vom Einfluss der Berner in der Aarauer Stadtarchitektur, von der Rolle Aaraus beim Übergang in die Helvetische Republik und vom Obertorturm, dem Wahrzeichen Aaraus, mit einem der ältesten noch laufenden Uhrwerke der Schweiz. Die Führung war sehr unterhaltsam, höchst aufschlussreich und hat sich auf alle Fälle gelohnt.
Von Olivier Diethelm
Die nächste Altstadtführung findet am Samstag, 5. April, um 13 Uhr statt.
Weitere Infos und Tickets unter www.aarauinfo.ch.
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