Nik Hartmann
führt als Erzähler durch die Rocky Horror Show im Theater 11 Zürich
Das 50 m-Schwimmerbecken kann dank der neuen Traglufthalle (kleines Bild) auch im Winter benutzt werden. Betriebsleiter Steve Radam zieht ein positives Fazit.
Bilder: zvg
Steve Radam, Betriebsleiter Schwimmbad Suhr-Buchs-Gränichen, gewährt u. a. einen Blick hinter die Kulissen der Badi, erklärt, warum Duschen vor dem Baden wichtig ist und zieht ein positives Fazit nach der ersten Wintersaison mit der neuen Traglufthalle.
Suhr Sommerzeit ist Badizeit und damit die Gäste einen ungetrübten Badespass in und neben dem Wasser geniessen können, ist doch hinter den Kulissen einiges an Arbeit nötig. Die tägliche Vorlaufzeit vor der Öffnung um 8 Uhr betrage rund eine Stunde, um das Schwimmbad Suhr-Buchs-Gränichen für die Gäste vorzubereiten, erzählt Betriebsleiter Steve Radam.
Auf einem Rundgang werden alle Türen aufgeschlossen und wo nötig noch aufgeräumt und sauber gemacht. Die technischen Anlagen werden kontrolliert, so auch die Wasserparameter wie pH-Wert, Temperatur und Chlorgehalt der einzelnen Becken, ob sie sich in den vorgegebenen Normen bewegen. Die Wasserparameter werden drei Mal täglich in Augenschein genommen. Kasse und Restaurant machen sich bereit, um die ersten Gäste zu empfangen.
Das Badewasser wird im Normalbetrieb permanent umgewälzt und es dauert rund vier Stunden, bis das Gesamtvolumen von rund 3000 m³ des geschlossenen Systems einmal umgewälzt, das heisst, durch die Filteranlage gebracht wurde. Das Gesamtvolumen teilt sich auf in Schwimmbecken (1420 m³), Sprungbecken (500 m³), Nichtschwimmerbecken und unterirdisches Ausgleichsbecken (je 400 m³) sowie das Babybecken und das kleine Becken bei der 80 m-Rutschbahn.
Die einzelnen Becken lassen sich dabei individuell einstellen. So ist zum Beispiel im Nichtschwimmerbecken, wo viele Kinder rumplanschen, eine viel höhere Umwälzleistung nötig, als etwa im Sprungbecken, wo sich kaum jemand lange aufhält.
Die Reinigung des Wassers fängt bei den Rosten am Schwimmbeckenrand an, wo zum Beispiel Laub oder Haargummis hängen bleiben. Das Wasser läuft durch mehrere Vorfilter, die immer feiner werden, bis hin zu einem grossen Kessel mit 96 Platten Anschwemmfilter, wie sie auch etwa in Brauereien eingesetzt werden. An Spitzentagen kommt noch zusätzlich Aktivkohlepulver zum Einsatz. Zum Desinfizieren wird standartmässig Chlor verwendet (zirka 0,4 mg/l), um zu verhindern, dass sich die Badegäste Bakterien oder Viren einfangen.
Apropos Einfangen: In den Becken geht so einiges verloren und bleibt am Beckenboden liegen. Dazu gehören Zähne, Spangen, Schmuck, Eheringe, Geldstücke, Kaugummis etc. Die Chance, etwa einen Ehering wiederzubekommen, stehen nicht schlecht. In der Nacht verrichtet ein vollautomatischer Mariner-Poolroboter seine Arbeit und saugt alles am Boden Liegende auf. Die Badi Suhr bewahrt alles Wertvolle im Fundbüro auf.
Schweiss, Parfüm und auch Urin lösen sich im Wasser und können nur mit viel Frischwasser verdünnt werden, was wiederum Mehrkosten verursacht. Jeder Badegast sollte so viel Hygieneverständnis haben und vorher duschen. Oder möchten Sie etwa im Schweiss von anderen baden? In Italien zum Beispiel ist das Tragen von Badekappen fast überall Pflicht, um zu verhindern, dass Haare und Schuppen ins Wasser gelangen. Gerade in den südlichen Ländern muss ja oft mit Frischwasser sparsam umgegangen werden.
Das Verhalten der Gäste habe sich in den letzten Jahren verändert, und zwar nicht unbedingt zum Positiven, hält Steve Radam nachdenklich fest. Er stelle eine deutliche Tendenz zu egoistischem Verhalten einiger Badegäste fest wie auch, dass Regeln oftmals infrage gestellt würden und daraus mühsame Diskussionen entstünden. Es brauche einfach Regeln, weil sonst das ganze Konstrukt des Zusammenlebens nicht funktioniere, was man im Schwimmbad als gesellschaftlichen Brennpunkt deutlich merke. Es könne nicht jeder machen, was er will. Die Regeln seien keine Vorschläge und es gelte, sie einzuhalten, ohne Wenn und Aber.
Im Winter ist jetzt nur noch das Schwimmerbecken mit der neuen Traglufthalle in Betrieb, die anderen Becken bleiben zwar voll, werden aber vom Umwälzkreislauf abgekoppelt. Das Wasser bleibt in den inaktiven Becken, es werden Eissperren montiert und Überwinterungsmittel eingesetzt, um Kalkausfällung und Algenbildung zu minimieren. Erst im Übergang zur Sommersaison werden die Becken nach Abbau der Traglufthalle während zwei Wochen komplett geleert, umfassend gereinigt und allfällige Schäden behoben.
In der Wintersaison 2023/24 kam in der Badi Suhr die neue Traglufthalle das erste Mal zum Einsatz. Einigen skeptischen Stimmen zum Trotz ist die Traglufthalle über dem Schwimmerbecken mit sechs Bahnen ein grosser Gewinn für die Region, bietet sie doch die Möglichkeit, auch im Winter auf einer 50 m-Bahn zu schwimmen, was nicht nur den Leistungssportlern deutlich zugutekommt. Auf einer langen Bahn lässt es sich um einiges effizienter trainieren.
Für die erste Saison mit der Traglufthalle zieht Steve Radam ein positives Fazit. Klar gäbe es noch das eine oder andere zu optimieren und das Zutrittskonzept mit den Bahnreservierungen hätte eine gewisse Anlaufzeit gebraucht, aber das Angebot sei vor allem von der Öffentlichkeit und dem SC Aarefisch sehr gut genutzt worden.
Nach dem letzten Betriebstag am 8. September wird die Traglufthalle dann wieder aufgebaut und betriebsbereit gemacht. Doch bis dahin dauert es ja noch eine Weile und der Sommer darf sich jetzt gerne endlich mal in seiner vollen Pracht zeigen und die Leute zahlreich in die Badi locken.
Weitere Informationen unter www.schwimmbad-suhr.ch!
Von Olivier Diethelm
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