straf:kammer:spiel
feiert am Mittwoch, 15. Januar, auf der Bühne Aarau Premiere
Der Klingnauer Urs Bircher hat ein weiteres eindrückliches Geschichtsbuch geschrieben. Vor einigen Jahren wurde der ehemalige Bezirkslehrer Urs Bircher aus Klingnau pensioniert. Nicht wenige solcher Rentner verwirklichen sich nach ihrer Pensionierung einen Reisetraum. Urs Birchers «Reisen» waren sehr kurz.
Küttigen Als Geographie- und Mathematik-Lehrer oft mit Wurzeln konfrontiert, machte er sich – einmal mehr – auf in seine Herkunftsregion Küttigen, also zu seinen eigenen Wurzeln. Im Gemeindearchiv Küttigen und im Staatsarchiv Aarau suchte er nach alten Plänen, Verträgen und Bildern und setzte all seine Mosaiksteinchen zu einem grossen Ganzen zusammen. Nach Wurmberg und Galgehübel, welches Bircher vor drei Jahren herausbrachte, liegt nun «Küttigen einst» vor. Seit jeher interessierte sich Urs Bircher für seine Herkunft in Küttigen. Er meint, dass die räumliche Distanz seines jetzigen Wohnortes Klingnau gar nicht so schlecht gewesen sei für sein Vorhaben. So konnte er die Veränderung – vor allem die stete weitere Überbauung – aus der Ferne mitverfolgen, was ihn sehr faszinierte.
Im ersten Drittel des Buches wird die allmähliche Ausdehnung des Küttiger Siedlungsgebietes im 19. Jahrhundert erläutert. Dabei ist auch einiges über die damals bescheidenen kleinbäuerlichen Verhältnisse zu erfahren. Diese spiegelten sich im Hausbau wider. Die ursprünglich charakteristischen Strohdachhäuser prägten das damalige Ortsbild. Ältere und neue Aufnahmen lassen den beachtlichen Wandel erahnen.
Die Strohdachbauten bilden das zweite Hauptthema. Ihre Bauweise und Raumaufteilung werden vorgestellt. Der einst im Mittelland verbreitete Haustyp ist heute nur noch vereinzelt im Aargau (Kölliken, Muhen, Leimbach) sowie im Freilichtmuseum Ballenberg zu finden. Diese konkreten Überreste der alten Zeit sind im Buch illustrativ beschrieben. Und selbstverständlich kommen die Küttiger Strohdachhäuser und ihr Verschwinden zur Sprache. Ihr endgültiges Aus – eingeläutet durch eine gespenstige Brandserie – bildet den Abschluss der neu erschienenen Schrift.
Man könnte anhand des Buchtitels vermuten, dass «nur» die Geschichte von Küttigen beleuchtet wird. Urs Bircher stellt klar, dass es fast unmöglich sei, «nur» eine Ortschaft zu verfolgen und die Veränderungen zu beschreiben. So sind seine Recherchen, vor allem wenn es um die Strohdachhäuser und die verheerenden Brände von vielen dieser Gebäude geht, auch in weitere Teile des Kantons Aargau eingebettet.
«Küttigen einst» liest sich sehr flüssig und zieht auch «Auswärtige» und Nicht-Historiker in den Bann. Wunderbar, mit einem Bild untermalt, ist zum Beispiel das machtlose Eingreifen einer Dorf-«Feuerwehr» beschrieben, welche mit Wasserkübeln versucht, einen Brand zu löschen. Auch Küttigen machte leidvolle Erfahrungen mit Feuern, die die ganze Ortschaft in Angst und Schrecken versetzt haben. Obwohl dies eine sehr traurige Zeit im Dorf war, entlocken die beschriebenen Taten der Leserschaft ein Schmunzeln. Wie im ganzen Buch ist, dank dem Einfügen von Original-Zitaten, sehr gut ersichtlich, wie sich die (Rechtschreibe-) Zeiten geändert haben.
Gestaltet wurde «Küttigen einst» durch Frank Lüscher vom Satzwerk Lüscher in Fislisbach. Dem Autor bei der Herausgabe behilflich war Jacqueline Keller aus Gebenstorf, welche das schmucke Buch in ihrem Kleinst-Verlag Lauf-and-schrybe auch herausgibt. Bezogen werden kann das Werk für Fr. 20.00 bei Urs Bircher (wurmhuebel@bluewin.ch), bei J. Keller (jackie.keller@bluewin.ch) oder bei der Gemeindeverwaltung Küttigen. Je nach Wohnort des Bestellers wird es zu Fuss, fast wie damals im 19. Jahrhundert, oder mit dem Velo ausgeliefert. Die Zustellung in Küttigen erfolgt nach alter Weibels Sitte zu Fuss und damit portofrei.
jk
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