Jasmin Schmid
Farbklänge, Klangfarben: Die stimmgewaltige Sängerin tritt mit der MG Rohr auf
Kunst kann mehr als nur schön sein – sie kann Menschen mit Unterstützungsbedarf eine Stimme geben und ihre innere Welt sichtbar machen. Vom 23. März bis zum 6. April 2025 präsentieren die Klient/innen der Stiftung Seehalde ihre einzigartigen Keramiken und Bilder in der Galerie am Bach in Erlinsbach. Die Ausstellung lädt dazu ein, die Werke nicht nur zu betrachten, sondern auch die Menschen dahinter zu entdecken.
Rombach/Erlinsbach Die Menschen hinter den Kunstwerken stehen nicht oft im Mittelpunkt. Es sind Menschen mit teils hohem Unterstützungsbedarf. Feinmotorische Tätigkeiten wie Töpfern verlangt ihnen sehr viel Konzentration ab. Manche können sich schlecht artikulieren oder gar nicht sprechen. Ihre Lebensgeschichten sind verschieden, aber was sie gemeinsam haben, ist, sie haben alle in der Stiftung Seehalde ein Zuhause mit Begleitung rund um die Uhr.
Zu den Angeboten der Stiftung Seehalde gehört unter anderem die plastische Therapie. Christine Nallaiah ist die Kunsttherapeutin, die mit den Klient/innen in Einzelsettings arbeitet. Dort lernen die Klient/innen, den Ton zu formen und damit ihre Emotionen auszudrücken. Dabei steht nicht das fertige Produkt im Fokus, sondern der kreative Prozess selbst.
Die plastische Therapie bietet gerade Menschen ohne Sprache eine wichtige Ausdrucksmöglichkeit. "Unsere Klient/innen erleben einen vom Morgen bis Abend strukturierten Alltag. Die Arbeit mit Ton ermöglicht ihnen, diese Struktur für einen Moment zu verlassen und ihren Empfindungen Ausdruck zu verleihen", erklärt Christine. In der künstlerischen Gestaltung offenbaren sich Emotionen, die sie als Therapeutin nutzen kann: "Einen gekrümmten Turm aus Ton aufzurichten und auszubalancieren verändert oft auch die Haltung des Menschen."
Die Werke, die in der Ausstellung zu sehen sind, haben eine besondere Bedeutung. Sie sind nicht auf Ästhetik im klassischen Sinne ausgerichtet, sondern spiegeln das Innenleben der Künstler/innen wider. Die Schalen und Teller stehen symbolisch für innere Schönheit – unabhängig von äusseren Normen. Die Werke dürfen benutzt werden und sind nicht nur zum Betrachten gedacht. "Jeder Mensch ist wertvoll, und das spiegelt sich in unserer Arbeit wider. Goldene Elemente symbolisieren die Kostbarkeit jedes Einzelnen", erklärt Christine.
Die Kunsttherapeutin erzählt von Christian, einem Klienten, für den Loslassen lange Zeit eine Herausforderung war. Durch das Gestalten eines Tellers hat er gelernt, einen kreativen Prozess zu vollenden und sich über sein fertiges Werk zu freuen. "Es war ein greifbarer Erfolg für ihn, und seine Freude darüber war riesengross."
Neben der emotionalen Entwicklung fördert die plastische Therapie auch motorische Fähigkeiten. "Jeder Riss muss verstrichen werden, um eine glatte Oberfläche zu erhalten. Diese Detailarbeit schult die Geschicklichkeit und gibt den Klient/innen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten stetig zu verbessern." Ein wichtiger Aspekt ist zudem, dass die Werke am Boden signiert wurden – eine Anerkennung für die Künstler:innen und ein Zeichen ihrer Eigenständigkeit.
Die öffentliche Ausstellung gibt den Klient/innen die Möglichkeit, sich als Künstler/innen zu präsentieren – nicht als Menschen mit Unterstützungsbedarf, sondern als kreative Schaffende. "Sie werden gesehen und ihre Arbeit wird gewürdigt. Das ist eine wunderbare Erfahrung für sie", betont Christine. Auch für die Besucher/innen wünscht sie sich eine neue Perspektive: "Ich hoffe, dass sie die Werke nicht nur als Kunststücke betrachten, sondern sie als lebendige, nutzbare Objekte wahrnehmen."
Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit den einzigartigen Werken auseinanderzusetzen und die besondere Ausdruckskraft der plastischen Therapie zu entdecken. Sie findet in der Galerie am Bach in Erlinsbach statt. Eröffnet wird sie am Sonntag, 23. März, um 11 Uhr von Christina Blum und Klient/innen, begleitet von musikalischen Klängen. Die Ausstellung ist vom 23. März bis zum 6. April 2025 zu sehen, und der Erlös geht in den Therapiefond der Stiftung Seehalde, der den Klient/innen zugutekommt.
pd
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