Andreas von Arx
Der Rothrister Feuerwehr Kommandant im Interview
Tiefe Arbeitslosigkeit und der Fachkräfte- sowie Arbeitskräftemangel in der Wirtschaft stellen Sozialunternehmen vor einige Herausforderungen. Zum Thema «Zukunftsperspektiven in der Arbeitsintegration» lud die Trinamo AG in Aarau zum Feierabend-Talk ein.
Aarau «Arbeit gibt uns mehr als Lebensunterhalt, sie gibt uns Leben» - mit diesem Satz eröffnete Regula Kuhn-Somm, Präsidentin Verwaltungsrat der Trinamo AG, am Donnerstag der Vorwoche im Mojo Food Aarau den Feierabend-Talk zum Thema «Zukunftsperspektiven in der Arbeitsintegration». Die Trinamo AG ist ein Non-Profit-Sozialunternehmen, welches Menschen auf vielfältige Weise darin unterstützt, sich wieder im Arbeitsmarkt bewegen zu können, aber auch in ihrem Leben eine neue Perspektive zu finden. In ihren Werkstätten und Betrieben fördert die Trinamo AG Kompetenzen, Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl der teilnehmenden Menschen, begleitet sie zurück in den allgemeinen Arbeitsmarkt oder bietet ihnen geschützte und langfristige Arbeitsplätze an.
«Wir wollen allen Teilnehmenden vor allem Normalität ermöglichen, doch dies hat halt auch seinen Preis und es gilt zudem, verschiedene Anforderungen seitens der Auftraggeber und des Arbeitsmarktes zu erfüllen», so die VR-Präsidentin. «Im Moment könnte man sich fragen, ob es uns überhaupt noch braucht angesichts der tiefen Arbeitslosigkeit und dem Fachkräfte-/Arbeitskräftemangel. Wir haben weniger Teilnehmende, die Situation fordert uns heraus. Doch das kennen wir schon von früher und Anpassung gehört in die DNA der Trinamo AG».
Zum Thema des Abends referierte Prof. Dr. Peter Neuenschwander von der Berner Fachhochschule. Laut einer Studie der Arbeitsintegration Schweiz seien Sozialunternehmen von folgenden drei Veränderungen in der Arbeitswelt besonders betroffen: Digitalisierung und Automatisierung, Abnahme von Arbeitsstellen mit tiefem Anforderungsprofil und höhere Anforderungen im 1. Arbeitsmarkt. Dazu haben die Ansprüche der Auftraggeber (z. B. ALV, IV) zugenommen bezüglich Nachweis der Wirtschaftlichkeit und Effektivität der Integrationsmassnahmen, Angebotsofferten bedürfen grösseren Aufwand und nicht zuletzt hat sich auch die Konkurrenzsituation zwischen den Sozialunternehmen ziemlich verschärft bezüglich Wettbewerb um staatliche Aufträge und Mittel.
Der boomende Arbeitsmarkt führt zur Krise in der Arbeitsintegration, es fehlen die Klient/innen. Die schwierige Auftragslage hat zur Folge, dass Sozialunternehmen Budgets kürzen, Angebote einstellen und auch Personal abbauen müssen. Eine Krise ist aber auch eine Chance für Veränderungen und Anpassungen. Neben Optimierungen von internen Strukturen und Prozessen können Sozialunternehmen zum Beispiel neue, massgeschneiderte Angebote entwickeln und diese auch gezielt promoten.
Reto Schaffer, seit 16 Jahren Geschäftsführer der Trinamo AG, bestätigte die Studien und Ausführungen von Peter Neuenschwander weitestgehend. Es sei schwieriger geworden, auch Ertrag zu erzielen und man müsse dafür neue Wege finden. Doch neu sei diese Situation für die Trinamo AG nicht. Es sähe ein wenig aus wie 2008, als er als Geschäftsführer angefangen habe, so Reto Schaffer. Damals lief eine längere Abwärtsspirale bei den Arbeitsmarktlichen Massnahmen und im Ausgesteuerten-Bereich. So habe man sich auf das Kernbusiness konzentriert, um mehr zu erwirtschaften. Vieles habe sich inzwischen verändert und die alten Rezepte funktionierten nicht mehr.
Die Herausforderungen bestünden darin, dass die Einschränkungen in der «unternehmerischen Freiheit» höher werden und dass meist nur noch eine Minus- oder im besten Fall eine Nullrechnung abgegeben werden könne. Der Verlust von der öffentlichen Hand von drei Millionen Franken in den letzten Jahren habe zu Betriebsschliessungen und Personalabbau geführt, das meiste über natürliche Abgänge. Die Teilnehmenden werden älter und teils auch psychisch schwächer. Um dem Ganzen entgegenzuwirken, müsste man den Fokus auf neue, zukunftsträchtige Felder ausrichten und auch Innovationen müssten weiterhin getätigt werden können. Bei der Trinamo AG läge die Zukunfts-Lösung unter anderem bei Kooperationen oder bei einer NewCo-Firma, die versuche, mehr Erträge zu erwirtschaften, hält der Geschäftsführer abschliessend fest.
Am Schluss des Talks präsentierte Regula Kuhn-Somm noch den neuen Geschäftsführer und Nachfolger von Reto Schaffer, Daniel Ziegler. Er war live per Video zugeschaltet und stellte sich auf eine humorvolle Art vor. Er verglich sich mit einem Youngtimer, der zwar schon einige Kilometer auf dem Tacho habe, aber noch bestens in Schuss sei. Als langjähriger Geschäftsführer der VEBO Genossenschaft bringt er eine grosse Erfahrung mit. Er freue sich auf die neue Herausforderung und auf eine gute Zusammenarbeit bei der Trinamo AG, so Daniel Ziegler. Er habe gelernt, dass sich Sozialfirmen immer wieder neu erfinden und anpassen müssten. Er setze sich ein für eine nachhaltige Entwicklung und Implementierung von Angeboten und Dienstleistungen für zukünftige Bedürfnisse. Daniel Ziegler fängt im Oktober an und übernimmt das Ruder auf den 1. Februar 2025.
Weitere Informationen: www.trinamo.ch.
Von Olivier Diethelm
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