Daniel Mosimann
Im Interview zum anstehenden Jugendfest in Lenzburg
Dave Cayden in seinem kleinen Studio in Schönenwerd, wo er als Gesangslehrer unterrichtet.
Bild: Olivier Diethelm
Die vor kurzem erschienene zweite Single «Toxic» gehört zur EP «Lifelines», die Dave Cayden im kommenden Herbst herausgeben wird. Mit seinen Liedern erzählt der in Küttigen wohnhafte Singer-Songwriter seine persönliche Geschichte und thematisiert auch Ausgrenzung und Mobbing, was in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist.
Küttigen Dass Ausgrenzung und Mobbing tiefe Spuren hinterlassen, weiss Dave Cayden aus eigener Erfahrung sehr gut. «Die ganze EP ‹Lifelines› erzählt meinen Weg von meiner Kindheit bis heute. Ich bin in einem Dorf in der Region Aarau aufgewachsen und war nicht das typische Dorfkind, das in Vereinen aktiv ist. So war ich ein Aussenseiter und wurde unter anderem auch wegen meines Gewichtes gemobbt. Das hat sich über eine lange Zeit durchgezogen und zu schweren Depressionen geführt», erzählt der heute in Küttigen wohnhafte Singer-Songwriter.
«Ich musste lernen, diese tiefen Spuren zu verarbeiten und zu überwinden. Dafür habe ich mir professionelle Hilfe gesucht, denn so etwas schafft man einfach nicht alleine. Ich kann heute offen und ehrlich darüber reden. Allerdings tun wir uns hierzulande nach wie vor schwer damit, über psychische Erkrankungen zu sprechen. Dabei wären solche Gespräche und bestenfalls das Annehmen von Hilfe enorm wichtig.»
Mit seiner EP «Lifelines» möchte Dave Cayden seine Geschichte erzählen und auch damit anderen Betroffenen Mut machen, nicht aufzugeben und sich zurückzukämpfen. Die erste, letzten Oktober erschienene Single «I'm back» – ein positiver, kraftvoller Song – beschreibt genau das. «Mir war es wichtig, dass der erste Song der EP die Botschaft vermittelt, dass es wieder vorwärts gehen soll», betont der Musiker.
Die neue, zweite Single «Toxic» kommt ein bisschen düsterer daher und thematisiert explizit das Mobbing, welches Dave erlebt hat. Sie erzählt, wie er über Jahre versuchte, zur Dorfgesellschaft dazuzugehören und sich dabei selbst verleugnet hat: seine Werte, seinen Charakter, seinen Stil. Und trotzdem wurde er nicht dazugezählt – zu anders, zu sensibel, zu viel oder oft wurde er als toxisch bezeichnet.
Dabei lässt «Toxic» dem Zuhörer offen, wer nun toxisch sei – der Betroffene aus Sicht der Mobber, oder doch umgekehrt?
Musik professionell zu produzieren, kostet Geld. Für seine EP mit voraussichtlich sechs Songs hat Dave Cayden erfolgreich ein Crowdfunding ins Leben gerufen und wird von Leuten unterstützt, die fest an ihn glauben. Für die Produktion der EP konnte er mit dem Musikproduzenten Luca Brügger einen guten Freund gewinnen. Brügger hat eine Zeit lang in New York gearbeitet und betreibt ein Homestudio in der Ostschweiz.
«Für Luca ist dies nicht einfach nur ein Job. Er denkt mit, steckt selbst viel Herzblut hinein und möchte aus allem das Beste rausholen. So kam es auch, dass dank seiner Connections nach New York bei ‹Toxic› Schlagzeug (Drum Consulting) und E-Gitarrensoli von amerikanischen Profis gespielt werden», schwärmt Dave von der Zusammenarbeit mit dem in Küttigen aufgewachsenen Produzenten.
Der dritte Song, eine ruhige Ballade, die den Moment des Stillstandes beschreibt, sei schon in der Endphase und soll nach den Sommerferien erscheinen, verrät Dave. Für den kommenden November sei mit befreundeten Musikern ein Releasekonzert für seine EP geplant, an der er neben den eigenen Songs auch bekannte schöne Covers singe. Die Vielfältigkeit und Schönheit der Musik auf der EP sei ihm sehr wichtig, so habe es für jeden etwas dabei.
Klar gäbe es zig tausend andere Leute, die auch Songs schreiben und produzieren. Doch er würde es später bereuen, es nicht gemacht zu haben, davon sei er überzeugt. In erster Linie aber mache er die Songs der EP für sich selbst, für sein Seelenheil, als eine Form der Therapie, die mit diesem Projekt einen Abschluss finden soll. Und wenn andere diese Songs gerne hören, freue es ihn umso mehr.
Neben seinem Bachelor of Arts im klassischen Gesang hat Dave auch wertvolle persönliche Berufserfahrungen in einem Sozialwerk gemacht. Dies beeinflusse seine Art der Gesangspädagogik und Achtsamkeit sei ein wichtiger Bestandteil seines Unterrichtes, betont er.
«Ich habe immer wieder Schüler/innen, die selbst gewisse Herausforderungen mit ihrer Psyche haben, und ich kann sie aufgrund meiner eigenen Erfahrungen verstehen und entsprechend handeln. Mein Gesangstudio hier in Schönenwerd soll ein geschützter Ort sein, wo man sich öffnen und Emotionen zulassen kann. Ich möchte, dass meine Schüler/innen lernen, Emotionen zu transportieren, denn Gefühle machen es schlussendlich aus, dass Songs Menschen berühren», so Dave abschliessend.
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"Toxic" auf Youtube
https://www.youtube.com/watch?v=z6XfstYaGYs
"I`m back" auf Youtube
https://www.youtube.com/watch?v=TTUYCXW-2oA
Dave Caydens Musik and more
https://davecayden.ch
Dave Caydens Website Gesangsunterricht
https://matchspace-music.ch/ch-de/teachers/dave-cayden
Von Olivier Diethelm
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