Fritz Ganath
Der Chef des Regionalen Führungsorgans spricht über die Herausforderungen beim…
Jeanine Glarner, Frau Gemeindeammann Möriken-Wildegg (v.l.) und Ulrich Salm,
Gemeindeammann Veltheim (h.r.), mit Vertreterinnen und Vertretern der weiteren
Vertragsgemeinden.
Bild: Adrian Oberer
In Möriken-Wildegg soll eine regionale Oberstufe für neun Vertragsgemeinden entstehen. Dafür sind Investitionen von rund 34 Millionen Franken nötig. Nun haben die Gemeindevorsteher vergangene Woche den ausgehandelten Gemeindevertrag präsentiert.
Möriken-Wildegg «Schulraumplanung» – seit Jahren geistert das Wort wie ein Schreckgespenst durch Aargauer Gemeinden. Nicht nur nehmen die Schülerzahlen vielerorts stetig zu; auch die Anforderungen an Schulen und deren Schulraum haben sich mit dem Inkrafttreten des «Lehrplan 21» verändert. Neuen Gemeinden rund um Möriken-Wildegg haben nun beschlossen, sich diesen Herausforderungen gemeinsam zu stellen. Nach Monaten der intensiven Verhandlungen informierten die Gemeinden am vergangenen Freitag, 22. März, an einer gemeinsamen Medienkonferenz in Möriken-Wildegg über den nun ausgehandelten Gemeindevertrag.
Künftig sollen sämtliche Oberstufenschülerinnen und -schüler der Gemeinden Auenstein, Brunegg, Holderbank, Schinznach, Thalheim, Veltheim und Möriken-Wildegg in der neuen «Regionalen Oberstufe Möriken-Wildegg» zur Schule gehen. Dazu kommen die Bezirksschulkinder aus Niederlenz und Rupperswil. Gemäss Prognosen für das Schuljahr 2028/29 sollen dann rund 484 Schülerinnen und Schülern in der Hellmatt in die Oberstufe gehen, zehn Jahre später werden es fast 500 sein.
Mehrere parallel laufende Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass in Möriken-Wildegg ein regionales Oberstufenzentrum entstehen soll. So ist seit März vergangenen Jahres klar, dass die Bezirksschülerinnen und -schüler aus Rupperswil künftig statt in Lenzburg in Wildegg beschult werden sollen. Nach der Fusion von Villnachern mit Brugg und der damit verbundenen Aufhebung der Bezirksschule Schinznach war zudem der Sekundar- und Realschulstandort in Veltheim gefährdet. Dank des ausgehandelten Vertrags kann dieser als Aussenstandort der neuen regionalen Oberstufe weitergeführt werden.
Um den steigenden Schülerzahlen Rechnung zu tragen, sind bauliche Anpassungen am Schulhaus Hellmatt in Wildegg nötig. Die alte Turnhalle soll abgerissen werden, um Platz für einen Ersatzneubau zu schaffen. Dafür soll am Dorfeingang Möriken eine neue Dreifachturnhalle entstehen. Zwei bestehende Gebäude in der Hellmatt müssen zudem saniert und entsprechend der neuen Nutzung angepasst werden; gleiches gilt für die Aussensportanlagen.
Nicht zuletzt wollen die Vertragsgemeinden auch die kantonale Veloroute verlegen. «Wir wollen die Schulkinder aus dem Schenkenbergertal nicht über die Hauptstrasse (Bruggerstrasse) führen», erklärt Jeanine Glarner. Ein neuer Radweg ab dem Bahnhof Wildegg soll dereinst über die bestehende SBB-Brücke führen. Aktuell seien auch Abklärungen für eine mögliche Verbesserung der öV-Anschlüsse im Gang.
Der neue Schulvertrag sieht eine übergeordnete Gesamtschulleitung mit einem separaten strategischen Führungsorgan analog der Organisation der Kreisschule Chestenberg vor. Ulrich Salm, Gemeindeammann von Veltheim, stellt aber klar: «Wir wollen dem bestehenden Schulpersonal ein Angebot machen.» Sämtliche Lehrkräfte seien herzlich willkommen. Auch dem Personal der Schulverwaltung und der Schulsozialarbeit werde eine Anstellung in Aussicht gestellt.
«Wenn wir das schaffen, hat das Projekt Pioniercharakter für den ganzen Kanton», ist Jeanine Glarner überzeugt. Es sei ausserordentlich, dass nach nicht einmal einem Jahr ein für alle Seiten guter Vertrag entstanden sei. Geregelt ist in diesem Vertrag zum einen die Finanzierung: Von den anfallenden Kosten über 34 Millionen Franken soll die Standortgemeinde Möriken-Wildegg die Hälfte alleine stemmen. Die restlichen 17 Millionen Franken übernehmen den Schülerzahlen entsprechend die anderen acht Vertragsgemeinden.
Bis der Vertrag aber unterzeichnet werden kann, hat das Vorhaben noch einige Hürden zu nehmen. Im kommenden Sommer muss in allen neun Gemeinden über den Gemeindevertrag und die jeweiligen Investitionsbeiträge abgestimmt werden. Das Volk von Möriken-Widegg muss zudem Krediten für den Schulhausneubau und die Dreifachturnhalle grünes Licht geben.
Der Zeitplan ist ambitioniert, das sagt auch Jeanine Glarner: «Es ist eine enge Kaskade, die aufgehen muss.» Dass der ausgehandelte Vertrag abgelehnt werde, glauben die Verantwortlichen nicht. Ulrich Salm stellt aber klar: «Kommt es zu keiner Einigung, entscheiden am Schluss die kantonalen Behörden.»
Von Adrian Oberer
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