Fritz Ganath
Der Chef des Regionalen Führungsorgans spricht über die Herausforderungen beim…
In Lenzburg hat die Firma Messer Schweiz AG eine neuartige Wasserstoff-Tankstelle präsentiert. Diese soll den Ausbau der Schweizer Wasserstoff-Infrastruktur vorantreiben.
Lenzburg Der Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben wächst und wächst. In den vergangenen Jahren hat sich besonders die batteriebetriebene Elektromobilität durchgesetzt. Eine fast schon in Vergessenheit geratene Technologie könnte nun dank einer in Lenzburg entwickelten Weltneuheit wieder an Auftrieb gewinnen: Wasserstoff (H2). Denn am vergangenen Montag, 1. Juli, präsentierte die Firma Messer Schweiz AG eine neuartige Wasserstoff-Tankstelle.
Heute kann man in der Schweiz, die notabene als Pionierin der Wasserstoff-Technologie gilt, nicht mit gutem Gewissen von einem Netz an Wassertoff-Tankstellen sprechen. Stand März dieses Jahres sind gemäss dem Förderverein «H2-Mobilität» im ganzen Land gerade einmal 17 solcher in Betrieb, zwei weitere seien in Planung. Es liegt ein klassisches Huhn-Ei-Problem vor: Solange es kaum H2-Tankstellen gibt, kauft niemand ein Wasserstoff-Auto. Und weil so wenige H2-Autos verkauft werden, baut kaum jemand entsprechende Tankstellen.
Die nun in Lenzburg vorgestellte Technologie löst gleich mehrere gewichtige Probleme der H2-Tankstellen: Die Speicherung des Wasserstoffs und die Geräuschemissionen bisheriger Anlagen. Möglich macht dies ein von GRZ Technologies, einem Spin-off der EPFL (Lausanner ETH), entwickelter Verdichter. Um ein Fahrzeug mit Wasserstoff zu betanken, muss das flüchtige Gas verdichtet, also unter hohen Druck gesetzt werden.
Konventionelle H2-Tankstellen nutzen dazu einen strombetriebenen Kompressor, der nahezu sämtliche Vibrationen und damit Lärmemissionen erzeugt. Der in der Messer-Anlage verbaute Verdichter von GRZ funktioniert hingegen thermisch, also durch Wärme. Zugeführter Wasserstoff wird dabei in einem sogenannten Metallhybrid gespeichert. Soll ein Fahrzeug betankt werden, wird der Metallhybrid im Verdichter erwärmt. Dadurch löst sich der Wasserstoff aus dem Speicher und der Gasdruck steigt, bis der für die Betankung nötige Druck erreicht ist.
Dieser Vorgang findet praktisch geräuschlos statt, was die erstaunten Anwesenden bei der Präsentation mit eigenen Ohren hören oder eben nicht hören konnten. Der tiefe Geräuschpegel ermöglicht einen Einsatz der Tankstelle selbst in einem Wohnquartier, ohne dass zusätzlicher Schallschutz nötig ist.
Wie Messer-CEO Dr. Hans-Michael Kellner erklärte, ist die Technologie in verschiedenen Bereichen einsetzbar. Möglich wäre zum Beispiel eine private Tankstelle vor der eigenen Haustür. Der benötigte Wasserstoff könne vor Ort durch eine Elektrolyse erzeugt werden, gespeist mit Strom der eigenen Solaranlage. Für die benötigte Wärme sei ein Anschluss an ein Fernwärmenetz denkbar. Dank des modularen Aufbaus und der problemlos skalierbaren, also erweiterbaren, Technologie sei aber ein Einsatz für Unternehmen, Industrie und Tankstellenbetreiber ebenfalls möglich.
Die Messer-Tankstelle ist in ihrer heutigen Form bereits zugelassen und damit marktreif. Entsprechend gross war auch das Interesse aus Wirtschaft und Politik. Dem Vernehmen nach ist der Betreiber der Postautos der Region Brugg, wo ein H2-Bus verkehrt, an der Tankstellen-Technologie interessiert.
Mit Stadtammann Daniel Mosimann, Landstatthalter Dieter Egli und Nationalrätin Maya Bally bezeugten auch sämtliche politischen Ebenen ihr Interesse an der neuen Technologie.
Von Adrian Oberer
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