Anna Greub
Der wöchentliche Computertreff in Suhr hat auch eine wichtige soziale Funktion
Vizeammann Renato Sanvido und GWV-Geschäftsleiter Martin Hössli stehen Rede und Antwort.
Bild: Adrian Oberer
Villmergen plant einen neuen Wärmeverbund. Die überarbeitete Version des langjährigen Projekts wurde nun vorgestellt. Ob es realisiert wird, entscheidet sich im November.
Villmergen Er treibt die Villmerger schon länger um, der neue Wärmeverbund. Schon seit Jahren ist klar, dass der bestehende Wärmeverbund Stähli in die Jahre gekommen ist und dessen Eigentümer, Gottfried Stähli, diesen sowieso in neue Hände geben will. Wie aber soll diese Ablösung genau aussehen? Ideen gab es viele, Projekte wurden angerissen – Resultate liessen aber lange auf sich warten. Am vergangenen Dienstag präsentierten Vizeammann Renato Sanvido, Vertreter der Gemeindewerke Villmergen (GWV) und des Kooperationspartners ewz nun die überarbeitete Version des Projekts «Wärmeverbund Villmergen Nord».
Herzstück der Anlage soll eine zentrale Holzschnitzelheizung werden. Damit die Wärmeversorgung tatsächlich CO2 neutral erfolgt, wird zu 100 Prozent mit Holzschnitzel aus dem lokalen Forstbetrieb Rietenberg geheizt. Das könne nachhaltig geschehen, der Wald werde nicht überforstet, versicherte Martin Hössli von den GWV. Auf dem Dach der Zentrale wird zudem eine Solaranlage installiert, mit der die Energieversorgung der Zentrale sichergestellt wird.
Der Perimeter, also das bediente Gebiet, wurde reduziert. Nicht mehr dabei ist der Dorfplatz. «Aus diesem Gebiet fehlen uns unterschriebene Verträge der Kunden», sagte Hössli. Der Coop zum Beispiel habe zwar Interesse gezeigt, ab 2029 anzuschliessen, könne jetzt aber noch keine Verträge abschliessen. Ein Ausbau sei zu einem späteren Zeitpunkt aber problemlos möglich. «Die nötigen Reserven sind eingeplant», versichert auch Jonas Moos, Projektleiter bei den GWV.
Die Grenzen des Perimeter bilden neu im Norden und Westen die Bachstrasse, im Süden die Bündtenstrasse – zu den grössten Wärmebezügern, mit denen bereits Verträge bestehen, gehören das Schulhaus Hof, der Kindergarten Bündten sowie die Gemeindewerke selbst. Fix zugesagt hätten bereits 29 Kunden, weitere 19 wollen in 5 - 10 Jahren anschliessen. Weiterhin geplant ist die Integration des bestehenden Wärmeverbunds Stähli.
Die genaue technische Funktionsweise und der definierte Perimeter scheinen die Bevölkerung an diesem Abend aber nur am Rande zu interessieren. Fragen haben die Menschen im Publikum vor allem zur Finanzierung. Diese soll nicht zulasten der Steuerzahler erfolgen. Die Gemeinde würde zwar einen Kredit aufnehmen, bezahlt werde das Projekt schlussendlich aber durch die Anschlussgebühren der Kunden, beschwichtigte Renato Sanvido. Die bisherigen Zusagen ermöglichten bereits einen ökonomisch sinnvollen Betrieb. Was ein Anschluss an den Wärmeverbund einen Haushalt aber genau koste, sei von Fall zu Fall unterschiedlich.
Bestritten ist das Projekt grundsätzlich nicht, nur über die Umsetzung herrschte Uneinigkeit. Möglich seien drei Varianten, wie Vizeammann Sanvido erklärte: Ein Alleingang der Gemeindewerke, eine Kooperation mit einem Partner oder eine komplette Fremdvergabe. Mit der erneuten Prüfung der dritten Option wurden die Verantwortlichen dann auch bei einer Gemeindeversammlung im November 2022 beauftragt. Ursprünglich geplant war 2019 nämlich ein Wärmeverbund mit Zentrale in der Industrie Allmend in vollständigem Besitz der AEW. Über 2 Jahre lang sei die Gemeinde von der AEW immer wieder vertröstet worden, es fänden sich nicht genügend Anker-Kunden in der Allmend.
«Wenn du so lange vertröstet wirst, willst du irgendwann das Steuer selbst in die Hand nehmen», betonte Vizeammann Sanvido mehrfach an diesem Abend. Daher soll es auch bei der Kooperationslösung bleiben. So sei die Gemeinde Teil der Wertschöpfung, da das Brennholz lokal bezogen werde. Auch die Koordinierung des Leitungs- und Strassenbaus werde so vom GWV gemacht. Als Partner kommen nur die ewz in Frage, denn keiner der lokalen Anbieter, weder die AEW noch die Lenzburger SWL oder die Wohler ibw seien zu einem Kooperationsmodell bereit gewesen.
Nach der Veranstaltung wurde rege weiterdiskutiert. Ob der Wärmeverbund in Villmergen Realität wird, entscheidet sich am 24. November. Dann hat das Volk das letzte Wort.
Von Adrian Oberer
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