Nik Hartmann
führt als Erzähler durch die Rocky Horror Show im Theater 11 Zürich
Jeden ersten Dienstag im Monat öffnet das Sammlungszentrum des Kantons Aargaus in Egliswil seine Türen der Öffentlichkeit. Mit den regelmässigen Führungen will das Sammlungszentrum aargauische Geschichte vermitteln und hautnah erlebbar machen.
Egliswil Unscheinbar liegt in einem kleinen Industriegebiet am Dorfeingang von Egliswil das Sammlungszentrum des Kantons Aargau. Aus gutem Grund: Hier lagern auf zwei Stockwerken auf über 2000 Quadratmetern rund 30'000 Sammlerstücke von der Antike bis zur Gegenwart. Insgesamt besitzt der Kanton rund 55'000 Objekte, die restlichen 25'000 verteilen sich auf die anderen Standorte, wie das Schloss Hallwyl oder Schloss Lenzburg. «Die unauffällige Lage und Aufmachung führt oft dazu, dass die Leute an uns vorbeifahren», lacht Thomas Imfeld. Der gelernte Möbelschreiner und arbeitet neben seinem eigenen Atelier für Möbelrestaurierung seit 2016 in einem Teilpensum in der Schatzkammer. Er leitet an diesem Abend die Führung durch die Schatzkammer.
«Wir haben vier grosse Hauptaufgaben, eine davon ist die Akquisition», erklärt er der Gruppe. «Das Wichtige bei einer Sammlung ist natürlich, dass immer wieder neue Gegenstände dazukommen. Besonders während des Lockdowns konnten wir uns vor Anfragen und Angeboten kaum retten», erzählt Imfeld. Jedoch habe das Sammlungszentrum klare Kriterien und vieles muss abgelehnt werden. «Es muss eine klare Verbindung zum Aargau bestehen, die Ausnahme zur Regel sind eigentlich nur Gegenstände, die von den ehemaligen Bewohnern der Schlösser erworben oder von Aargauer Adeligen aus fernen Länder als Souvenir mitgebracht wurden». Kaum beendet er den Satz, steht er vor einem Beispiel: In der Sammlung befindet sich eine Mumie. «Früher haben Reiche und Adelige bei ihren Reisen in ferne Länder sehr aussergewöhnliche Dinge mit nach Hause genommen, vor allem als Statussymbol», so Imfeld.
Doch neben einer Mumie und einer Auswahl anderer aussergewöhnlicher Gegenstände widmet sich die Sammlung auch gewöhnlicheren Stücken der Aargauer Zeitgeschichte: Mobiliar, Militaria, Kleidungsstücke, alte Haushaltsgeräte. Bei den Besuchern lösen diese nicht selten ein wenig Nostalgie aus. «Mini Mueter het die gnau glichi gha», schmunzelt eine Frau, als die alte Waschmaschinen-Sammlung gezeigt wird. «Als die Wäsche wirklich noch 90 Grad heiss war, wenn man das so eingestellt hat», lacht Imfeld.
Alles hat eine Geschichte: Er zeigt beispielsweise einen frühen Prototypen eines Stehpultes einer Aargauer Firma, verschiedenste Lampen der bekannten Firma BAG-Turgi oder die allseits bekannten Heizstrahler der Firma Rextherm. Imfeld weiss zu jedem Stück etwas zu erzählen.
Kein Zufall: Jedes Stück, dass neu in die Sammlung kommt, wird genau geprüft, auch von Imfeld. «Die Pflege und Restaurierung ist auch eine unserer Hauptaufgaben; fast kein Stück kommt in einem einwandfreien Zustand an», gibt Imfeld zu bedenken. «Möbel sind immer ein Klassiker; diese kommen immer in eine Quarantäne.» Denn ist beispielsweise ein Möbel mit Holzwürmern befallen, könnte dies katastrophale Folgen haben. Zudem werden die Stücke zwecks der Inventarisierung auch erforscht. Dabei helfen aber auch noch externe Partner.
Die letzte der vier Aufgaben ist das, was die Öffentlichkeit am meisten mitbekommt: die Vermittlung. Diese findet aber nicht nur vor Ort in Egliswil statt, sondern seit geraumer Zeit auch online. Die Sammlung wird stetig «digitalisiert». An einer kleinen aargauischen Zeitreise interessiert? Die nächste Führung findet am 3. Dezember statt.
jdr
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