Andreas von Arx
Der Rothrister Feuerwehr Kommandant im Interview
Gestern feierten die Schlossspiele Falkenstein in Niedergösgen Premiere ihrer neuen Theaterproduktion «Der Drache». Was es mit dem titelgebenden Fabelwesen auf sich hat und was Regisseur Benno Muheim an der einzigartigen Spielstätte fasziniert.
Niedergösgen Erstmals zeichnet Regisseur Benno Muheim verantwortlich für die Schlossspiele Falkenstein, bei welchen heuer die Märchenkomödie «Der Drache» aufgeführt wird. Auf Muheim, im Kanton Uri aufgewachsen und an der Zürcher Hochschule der Künste ausgebildet, ist Schlossspiele-Präsident Roberto Aletti mittels eines Tipps des Übersetzers der vergangenen Spiele gestossen. Nach der Kontaktaufnahme sei schnell klar gewesen, dass die Chemie stimme und das Stück «Der Drache» prädestiniert für die Schlossspiele ist.
«Die Märchenkomödie spielt natürlich mit der Erwartung, einen Drachen zu Gesicht zu bekommen», erklärt Regisseur Benno Muheim. Gemeint sei damit aber viel mehr eine Metapher auf eine Gewaltherrschaft. Dies ist auch der Entstehungszeit des Stücks geschuldet: «Der russische Autor Jewgeni Schwarz schrieb das Werk als Parabel auf den Machtmechanismus von Hitler. Es wurde kurze Zeit später aber auch als Stalin-Kritik wahrgenommen, weshalb es zu Lebzeiten des Autors gar nie aufgeführt wurde.» Es sei extrem, welche Aktualität das Werk gerade jetzt aufweise, so Muheim. Dennoch soll es nicht zu sehr als politisches Gegenwartsstück verstanden werden. «Es zeigt zeitlos auf, was passieren kann, wenn Menschen falsch organisiert und manipuliert werden. Gleichzeitig soll das Theater kein moralingeschwängerter, sondern ein unterhaltsamer Abend werden, welcher den Zuschauerinnen und Zuschauern die Möglichkeit bietet, ihre eigenen Gedankenspiele zu machen.
Auf typische Merkmale des Drachens – dieser wird im Theater von drei Personen verkörpert – wird dennoch eingegangen. So spielt die Fähigkeit des Fliegens eine wichtige Rolle; auch am Einsatz von Rauchmaschinen soll es nicht fehlen: «Als der ‹Drache› das erste Mal an den Proben Rauch produzierte, hatten wir prompt Besuch von der Feuerwehr», schmunzelt Roberto Aletti. Niemand bemerkte, dass sich an der Decke des Durchgangs zum Schlosshof ein Rauchmelder befand.
«Wenn potenzielle Regisseure vor Ort einen Augenschein von der Bühne im Schlosshof nehmen, beginnt es sogleich im Kopf zu rattern. Entsprechend haben sie zuerst immer Freude daran», lacht Roberto Aletti. Doch auch den Herausforderungen, welche mit einer Freiluftbühne in einer Felsenlandschaft einhergehen, hat sich Benno Muheim mit viel Freude angenommen: «Es ist ein fantastischer Freiluftort und der Grund, weshalb ich zugesagt habe.» Zudem habe man das Glück, mit Ayesha Schnell eine Bühnenbildnerin zu haben, welche derlei Räume gekonnt zu entschlüsseln und in Szene zu setzen vermag.
Da Benno Muheim beruflich nicht nur auf den Bühnen des Theaters, sondern auch als Musiker den Ton angibt, fungiert die musikalische Begleitung bei der aktuellen Produktion der Schlossspiele als wichtiges Gestaltungsmittel. Dazu hat Musiker Fabian Capaldi aus Lostorf die grossen Bögen für die Musik skizziert, welche nun von drei begabten Musiker/innen live vor Ort in Szene gesetzt werden.
Doch im Zentrum sind und bleiben die Laiendarstellerinnen und -darsteller, deren Aufgabe es ist, den Aufführungsort zu bespielen. Die steinig-karge Umgebung und womöglich wechselnde Witterungsverhältnisse fordern ihnen so einiges ab. «Mein Glück ist es aber zu sehen, wie sie im Verlauf der letzten Monate mehr und mehr die Verantwortung auf der Bühne übernommen haben und ich schlussendlich gar nicht mehr gebraucht werde, wenn es ernst gilt», freut sich der Regisseur. Alles läuft sogar dermassen gut, dass Benno Muheim bei einer der letzten Proben den Wunsch äusserte, dass gelegentlich durchaus mal etwas schief laufen dürfe. Mit dem Ziel, dass, wenn zum Beispiel einem Protagonisten unerwartet die Schnürsenkel aufgehen, dieser dem Problem auf spielerische Art und Weise begegnen kann und somit die Spielfreude zur Geltung kommt. «Denn ebendiese Freude ist es, was die Menschen im Publikum berührt. Deshalb ist auch die Kraft des Laientheaters so extrem. Die Menschen geben ihre Freizeit her und haben ein halbes Jahr hart dafür gearbeitet, gemeinsam ein wunderschönes Erlebnis zu schaffen», hält Benno Muheim abschliessend fest. Und am schönsten ist dieses Erlebnis natürlich vor vollen Rängen; die Involvierten freuen sich auf Ihren Besuch.
David Annaheim
Wann: bis am 7. September, jeweils von Mittwoch bis Samstag.
Theater-Beiz: geöffnet ab 18 Uhr.
Abendkasse: geöffnet ab 19 Uhr.
Vorstellungsbeginn: 20.30 Uhr.
Alle Infos und Vorverkauf: www.schlossspiele-falkenstein.ch
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