Robert Messer
Der Co-Präsident der Musikgesellschaft Kölliken im Interview
Die Programmleiterin der Literaturtage Julia Knapp mit den Büchern, die vom 25. bis 27. Oktober vorgestellt werden.
Bild: Daniel Meurer
Ein beliebtes Urlaubsziel: Italien. Ein Land, das viele Liebhaber anzieht, wobei dessen Schattenseiten aber oft in den Hintergrund geraten. Unser südlicher Nachbar ist das Gastland der diesjährigen Literaturtage in Zofingen, welche durch die Literatur die verschiedenen Facetten der Republik beleuchten.
Zofingen Essen, Kultur, Strände oder Städte – die Vielfalt Italiens ist gross. Redewendungen wie «Bella Italia» und «La dolce vita» werden oft damit assoziiert. Das Leben aber ist nicht immer so süss, wie es in einigen Hollywood-Filmen scheint. An den Literaturtagen in Zofingen kann man vom 25. bis 27. Oktober die diversen Facetten dieses Landes durch Buchseiten, musikalische Darstellungen sowie Diskussionen näher kennenlernen.
Julia Knapp, die Programmleiterin der Zofinger Literaturtage, hat selbst unter anderem Italianistik studiert; teilweise auch an der «Università degli Studi di Firenze».
Nicht nur die grosse Auswahl an literarischen Mitteln erschwerten der Programmleiterin die Organisation: Die Delegation, welche an die Frankfurter Buchmesse anreisen sollte, stand lange nicht fest. Dies aufgrund von politisch motivierten Unstimmigkeiten. Die Zofinger Literaturtage orientieren sich, was das jeweilige Gastland und die Autorinnen und Autoren angeht, jeweils an der Frankfurter Buchmesse, die ein Wochenende vorher stattfindet. Durch den Ausschluss von Roberto Saviano – bekannter Gegner der Meloni-Regierung – aus der Delegation, die nach Frankfurt zur Messe anreisen sollte, reichten 41 Schriftstellende einen offenen Brief ein. In diesem kritisierten sie laut derdeutschen Zeitung «Die Zeit» «die zunehmende Einmischung der Politik in die Freiräume der Kultur».
Julia Knapp erhielt vom Vorstand der Literaturtage grünes Licht, sich bei der Auswahl nicht wie bisher gehabt, nach der Frankfurter Buchmesse zu richten. «Die Delegation in Frankfurt stand so spät fest, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits schon meine Auswahl getroffen hatte. So spät hätte ich die Leute gar nicht mehr anfragen können», erklärt sie.
Trotz anfänglichen Hürden: Das Programm steht nun fest. Ende Oktober kommen 14 Schriftstellende ins Thutstädtchen. Zudem wirken lokale Schweizer Künstler mit italienischen Wurzeln an der Eröffnung mit.
Damit die Bücher in die Auswahl der Programmleiterin gelangen, sollen sie in irgendeiner Weise einen Mehrwert beitragen. Dieser könne sich nur als pures Vergnügen oder als einen Bildungsmehrwert darstellen, erklärt Julia Knapp. In Bezug zu Letzterem nennt sie den Roman «Als mein Vater in den Strassen Turins verschwand» von Marta Barone. Die Schriftstellerin geht im Buch auf Spurensuche, um mehr über ihren verstorbenen Vater zu erfahren und deckt so das Kapitel einer grossen Arbeiterbewegung, linkem Terrorismus und politischen Umbrüchen auf. Mit Davide Coppo erwähnt Julia Knapp einen Autor, der in «Der Morgen gehört uns» über einen Jugendlichen aus einem Vorort Mailands schreibt, welcher in eine rechtsextreme Partei rutscht. «Es freut mich sehr, dass er kommt. Der aktuelle Rechtsrutsch ist ein wichtiges Thema», stellt die Programmleiterin fest und fügt an: «Wir sind keine Polittagung, aber Literatur bezieht sich eben auch auf unsere Lebensrealität.»
Andere Bücher, wie etwa «Hinter verschlossenen Türen» von Sacha Naspini, seien wiederum «einfach der pure Lesespass, bitterböse und saumässig witzig», schmunzelt Julia Knapp. Hier wechselt der Autor alle 15 Seiten die Perspektive von verschiedensten Bewohnern eines kleinen italienischen Dörfchens.
Teil des Programms sind auch zwei Podiumsdiskussionen. Am Samstag wird die Rolle der Mafia in Italien besprochen. «Ich glaube, da besteht ausserhalb Italiens noch Aufklärungsbedarf», meint Julia Knapp. Viele Menschen hätten noch ein ziemlich verklärtes Hollywoodbild von der Mafia, welche immer so fernab scheine, erklärt sie.
Am Sonntag wird dann die Thematik der italienischen Einwanderung in die Schweiz besprochen. Hier sitzen Guglielmo Bozzolini, Geschäftsführer des Erwachsenenbildungsinstituts ECAP, Franco Supino, Autor und Kind italienischer Gastarbeiter, sowie Fabiano Alborghetti, dessen Roman eine Einwandererfamilie von den 50er-Jahren bis ins Jahr 2013 begleitet, zusammen. «Die italienische war die erste grosse Einwanderungsgruppe, die bis heute die Schweiz massiv prägt», stellt Julia Knapp fest. Bei der Diskussion möchte man unter anderem das Erbe und die Bedeutung der italienischen Gesellschaft in der Schweiz verstehen.
Tickets, das gesamte Programm sowie alle Autorinnen und Autoren findet man online unter www.literaturtagezofingen.ch.
Von Gemma Chillà
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