Kunst im Schaufenster
Noch bis am 3. Mai läuft in der Aarauer Altstadt die ARTY SHOW Aarau
Engagement stand im Zentrum der 8. Folge "Villmärgerle" mit (v. l.): Moderator Jörg Meier, Hildegard Hilfiker und Oliver Meyer.
Bild: aob
Zur 8. «Villmärgerle»-Ausgabe sprach Moderator Jörg Meier mit Hildegard Hilfiker und Oliver Meyer. Könnten die beiden nicht an unterschiedlicheren Punkten im Leben stehen, haben sie doch eines gemeinsam: ihr unermüdliches Engagement.
Villmergen Treffen sich zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, auf einer Bühne im Foyer des Schulhauses Mühlematten in Villmergen, ist klar: Es ist Zeit fürs «Villmärgerle». Mit tiefgründigen Fragen und einer guten Prise Humor führt Moderator Jörg Meier jeweils durch die Gesprächsrunde, in der zwei Villmerger Persönlichkeiten aus ihrem Leben erzählen. So trafen am vergangenen Sonntag, 6. April, auf Einladung des Kulturkreises Villmergens die Theaterschauspielerin Hildegard Hilfiker und der Jungunternehmer Oliver Meyer aufeinander. Wobei es sich eigentlich um ein Wiedersehen handelte, wie sich im Verlaufe des Gesprächs herausstellen sollte.
Hildegard Hilfiker stammt ursprünglich aus Muri, genauer gesagt dem Weiler Hasli etwas oberhalb der Gemeinde. In Villmergen kennt man sie vor allem durch ihr Engagement in der Theatergesellschaft. Bereits 1995 stand sie das erste Mal in Villmergen auf der Bühne. Als Auswärtige – sie wohnt seit vielen Jahren in Büttikon – habe sie sich zu Beginn beweisen müssen. Heute blickt sie auf 21 Jahre im Vorstand zurück, rund die Hälfte davon war sie gar Präsidentin. Betonung auf war: Nur wenige Tage vor dem Gespräch gab Hilfiker ihren Rücktritt aus dem Vorstand der Theatergesellschaft bekannt. «Es war an der Zeit für einen Generationenwechsel», zeigte sie sich überzeugt.
In Büttikon wohnt Hilfiker nur unweit von der Kapelle entfernt. Und das ist kein Zufall: Denn sie ist die Sakristanin, kümmert sich also um Pflege und Unterhalt der Kapelle – gemeinsam mit ihrem Mann Ernst. Sie tut das aus Überzeugung. Auf die Frage des Moderators, was sie von der Idee halte, aus Kostengründen die Kapelle künftig von Villmergen aus zu unterhalten, hat Hilfiker eine klare Meinung: «Für mich ist das aktuell kein Thema!» Das werde an anderen Orten bereits so gehandhabt. Dann seien die Kirchen und Kapellen aber oft tagsüber geschlossen. Das wolle sie nicht. «Für mich ist es wichtig, dass in die Kirche kann, wer ein Verlangen danach hat», so Hilfiker. Also mache sie es lieber weiterhin selbst. Für ihr Engagement erhielt sie derweil einst eine Bischofsmedaille.
Für die Kirche engagiert sie sich auch als Katechetin (Religionspädagogin). Da kam es auch zum ersten Aufeinandertreffen mit dem zweiten Gast in der Gesprächsrunde, wie das Vorgespräch ergeben habe. Hildegard Hilfiker war einst Oliver Meyers Religionslehrerin.
Oliver Meyer ist waschechter Villmerger, ein Ortsbürger. Er ist im Dorf aufgewachsen, ging hier zur Schule und in die Jungwacht. Mittlerweile ist er aber nicht mehr so häufig zu Hause anzutreffen – berufsbedingt. Nach der KV-Lehre auf einer Bank besuchte er die Uni in St. Gallen, die renommierte HSG. Noch während des Studiums war er Teil des Gründerteams des Start-ups «storable». Das Unternehmen vermietet im Auftrag von Eigentümern «tote Flächen». Das seien oft kleine, leerstehende Räume in Gebäuden von 5 bis 20 m2, da es sich nicht lohne, diese separat auszuschreiben. Damit ist das Unternehmen sehr erfolgreich: Bei der TV-Sendung «Die Höhle der Löwen» investierte Roland Brack (von brack.ch) in das Unternehmen und Oliver Meyer landete auf der Liste der 30 einflussreichsten Menschen unter 30 in der Schweiz des Wirtschaftsmagazins «Forbes».
Als wäre es nicht Aufwand genug, ein Start-up als CEO zu führen, engagiert sich Meyer daneben als Jungfreisinniger in der Politik. Obwohl er von sich selbst sagt: «Ich bin eigentlich kein guter Politiker.» Ewige Diskussionen und Gezanke seien nicht seins. Er sehe aber viel Verbesserungspotenzial in der Politik – sei das in Aarau oder in Bern – und halte es daher für wichtig, sich dahingehend einzubringen.
Ebenfalls aus persönlicher Überzeugung aber auch Betroffenheit setzt er sich auch für die Opfer des Ukrainekriegs ein. Meyer ist Mitgründer des Hilfswerks «St. Gallen helps Ukraine», das zu Beginn des Kriegs Sachspenden aus der Schweiz in die Ukraine überführt. Aktuell vermittelt das Hilfswerk ausgemusterte Busse aus der Schweiz in die Ukraine und sorgt sich um deren Transport sowie Logistik. So seien beispielsweise seit kurzem zwölf St. Galler Gelenkbusse in der Stadt Tschernihiw auf den Strassen unterwegs.
Die achte Runde «Villmärgerle» war ein Gespräch, das sich mit nur einem Wort zusammenfassen lässt: Engagement. Ob im Verein oder im Unternehmen, in der Kirche oder bei einem Hilfswerk – unermüdlichen Einsatz für eine Sache zu leisten, von der sie überzeugt sind, eint Hildegard Hilfiker und Oliver Meyer bei allen Unterschieden. Zum Dank für das spannende Gespräch und unter tosendem Applaus aus dem Publikum erhielten der Moderator Jörg Meier sowie die beiden Gäste zum Schluss je einen Geschenkkorb, ehe der traditionelle, abschliessende Apéro anstand.
Von Adrian Oberer
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